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Fräulein bitte schreiben Sie…

150 Jahre Frauenarbeit im Büro – Vom Kontor zum Servicecenter
herausgegeben in Kooperation mit dem Frauen-Erwerbs-und Ausbildungsverein, Bremen 2000

Inhaltsübersicht:

  • Vom Schreiben und von der Schrift, Christine Holzner-Rabe
  • Die Revolution in Büro und Verwaltung, Alois Brefka
  • Wider den Mythos geschlechtsneutraler Technik, Dr. Regina Buhr
  • Schreibmaschinenkurse, Handelsschulen; Die Ausbildung von Bürokräften in Bremen, Edith Laudowicz
  • Die Angestellten in der Zeit der Weimarer Republik, Elisabeth Hannover-Drück
  • „Mir war klar, dass ich im Büro arbeiten wollte“,
    Lilly Vierich
  • Kaufmännischer Verband für weibliche Angestellte e.V. – Ortsgruppe Bremen – Eine Skizze
    Dr. Elka Pralle
  • „Flotte Stenotypistin gesucht …“ Michaela Kuhnhenne
  • „…am besten, du gehst ins Büro.“ Hanna K.
  • Viel Raum im Großraumbüro,.Edith Laudowicz
  • Qualifizierte Mischarbeit – Frauenförderliche Arbeitsgestaltung für Angestellte im Schreibsdienst im bremischen öffentlichen Dienst, Doris Hülsmeier
  • Von der Bürogehilfin zur Kauffrau für Bürokommunikation Frauenarbeit im Büro – Chancen und Risiken, Dr. Hella Baumeister

Einleitung
Über viele Jahrzehnte hinweg haben Frauen in Büros von Firmen und Verwaltungen diese Aufforderung von ihren zumeist männlichen Vorgesetzten entgegennehmen müssen. Aus den mehr oder weniger eloquenten Sätzen hatten sie in kürzester Zeit tadellose Briefe anzufertigen. Dabei kam es nicht nur auf einwandfreie Orthographie- und Schreibmaschinenkenntnisse an, nicht nur auf die Kenntnis der jeweils gängigen Normen des Schriftverkehrs oder der ästhetischen Vorlieben des Chefs, sondern auch auf Einfühlungsvermögen in die Marotten des Diktierenden und auf Anpassungsvermögen an seine jeweilige Stimmungslage und sprachlichen Eigenheiten. Gerade Einfühlungs- und Anpassungsvermögen, die als typisch weibliche Tugenden gesehen wurden, schienen die Frauen für die Arbeit im Büro zu qualifizieren. Allerdings wurden diese Extra-Qualifikationen keineswegs angemessen materiell entlohnt. Die Löhne und Gehälter von Büroangestellten reichten kaum aus, um davon eigenständig leben zu können.

Die vorliegende Sammlung von Texten vermittelt einen anschaulichen Eindruck in Lebens-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen der weiblichen Bürokräfte während der letzten hundert Jahre. Dabei haben wir den Schwerpunkt auf die Darstellung der Situation in Bremen gelegt. Die Aufsätze beschäftigen sich darüber hinaus mit zentralen Problemen dieses Erwerbsbereiches für Frauen, der sich im Laufe des Jahrhunderts durch soziale, arbeitsorganisatorische und technische Entwicklungen erheblich verändert hat. Trotz der Änderungen ist eines gleich geblieben: Auch heute wird die Arbeit im Büro hauptsächlich von Frauen geleistet. Mit der vorliegenden Publikation wollen wir ihre Arbeit würdigen.

Die Herausgeberinnen, Bremen, Oktober 2000