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Schumacher, Margarethe (1782 – 1823)

29.4.1782 in Bremen – 26.7.1823 in München

Über das Leben Margarethes ist kaum etwas bekannt, einzige Quelle ist eine von ihr verfasste Reisebeschreibung aus dem Jahr 1806. Darin berichtet die Tochter des Bremer Stadtrichters Georg Oelrichs (1754-1809) und seiner Frau Anna Margarete Wilckens (1760-1792) von ihrer turbulenten Rückfahrt aus Dresden während der Napoleonischen Kriege. Seit 1805 hatte sie die Dresdener Kunstakademie besucht und wollte nun, vom Heimweh geplagt, keinen weiteren Winter in der Fremde erleben. Sie nutzte deshalb die Gelegenheit in Begleitung zweier zum Besuch in Dresden weilender Bremerinnen, Gebecka (1747-1811) und Anna Gebecka Gröning (1786-1860), Frau und jüngster Tochter des Bürgermeisters Georg Gröning, nach Bremen zurückzukehren. Bereits in Leipzig, einer der ersten Stationen, zwang die plötzliche Erkrankung von Anna Gebecka zu einem ungeplanten längeren Aufenthalt. Margarethe nutzte die Zeit, dem Porträtmaler Anton Graff (1736-1813) zur Hand zu gehen, dessen „Liebling“ sie nach eigenen Worten an der Dresdener Kunstakademie gewesen war und der gerade für eine Auftragsarbeit in Leipzig weilte. Es ist kein Werk von ihr überliefert, es spricht aber für ihr Talent, dass sie dem angesehenen Porträtmaler beim Ausstatten eines Saals mit den Bildnissen der Leipziger Ratsherren helfen durfte. Sie unterstützte ihn beim „Untermalen der Röcke der Ratsherren“.

Wie bei vielen Frauen dieser Zeit blieb die Malerei auch bei ihr, trotz des Besuchs einer Kunstakademie, nur eine Beschäftigung in ihrer Jugend. 1807, ein Jahr nach ihrer ausführlich beschriebenen Odyssee durch das kriegsgebeutelte Land mit weiteren unfreiwilligen Aufenthalten, heiratete sie den Bremer Juristen, Senator und späteren Bürgermeister Isaac Hermann Albert Schumacher (1780-1853), wurde fünffache Mutter und starb mit nur 41 Jahren an den Folgen einer Operation in München.

Obgleich ihre Nachfahren ihr künstlerisches Talent erbten, übten sie dies zunächst nur in der Freizeit aus. Erst ihr Urenkel, der Architekt und langjährige Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher (1869-1947), wählte ebenfalls einen entsprechenden Beruf. Fritz und seinem Bruder Hermann ist auch die Erinnerung an Margarethe Oelrichs zu verdanken. Noch als Jugendliche druckten die beiden 1881, anlässlich des bevorstehenden 100.Geburtstages ihrer früh verstorbenen Urgroßmutter, das handschriftliche Manuskript der Reisebeschreibung in kleinformatigen Büchern von 36 Seiten als Weihnachtsgeschenke für Familienangehörige. Ein solches Exemplar, das Originalmanuskript und eine Porträtaufnahme Margarethes sowie weitere Familienunterlagen, unter anderem die Zeichnungen ihres talentierten Vaters, schenkten die Brüder 1917 dem Focke-Museum.

Literatur und Quellen
Von Dresden nach Bremen im Jahre 1806. Reisebeschreibung von Margarethe Oelrichs, New York Weihnachten 1881. Druck von Schumacher Brothers.

Dr. Karin Walter