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Nachruf auf Gaby Thienken

Für Gaby Thienken
September 1946 – 11. April 2018

Der Tod muss nicht endgültig sein. Manchmal zeigt er mehr als das Leben, was der Mensch gewesen ist.

So war es bei Gaby Thienken, die am 11. April dieses Jahres “plötzlich und unerwartet” starb.

Wer sie nicht näher, nicht familiär oder freundschaftlich, kannte, sah eine zurückhaltende, zuverlässige, immer freundliche Frau. Man wusste, dass sie verheiratet war, zwei Söhne und eine Tochter hatte und in einem Schulzentrum unterrichtete, Kunst und Mathematik. Man konnte auch wissen, dass sie sich politisch engagierte, vor allem in der Gewerkschaft, und sich dabei für die weiblichen Mitglieder einsetzte. Aber dass sie Bilder malte und ausstellte, Bücher schrieb, zahlreiche Reisen unternahm und sich sozial engagierte – alles dies war erst in der bewegenden Trauerfeier zu erfahren, in der zuerst Ernst Thienken, ihr Mann, dann eine langjährige Freundin und danach ihre drei Kinder sprachen, im Wechsel mit Liedern und Musik.

Die Trauernden im voll besetzten Saal vernahmen, dass Gaby Personalrätin war, Schatzmeisterin im Bremer Landesverband der GEW, Redakteurin im Team der GEW-Zeitschrift BLZ, Mitglied im gewerkschaftlichen Frauenausschuss und im 1991 gegründeten Verein “Bremer Frauenmuseum”, Schriftführerin im “Kinderschutzbund” und in der Filmbewertungsstelle in Frankfurt am Main gearbeitet hat. Von ihren großen farbenfrohen Bildern war eines im Trauerraum zu sehen; ihre Bücher – wie “Drei Frauen” oder “Kunstunterricht, der Spaß macht” – werden zum Teil noch heute angefragt, und über die Reisen, die sie meist mit ihrem Mann unternahm, nach Kanada, Brasilien, Italien, China, zum Nordkap und auf die Seychellen, hat sie lesenswerte Berichte geschrieben.

Trotz ihrer vielfältigen Aktivitäten gelang es ihr, ihren drei Kindern eine ebenso liebevolle wie interessierte Mutter zu sein. Nach deren Abschiedsworten hat sie ihnen “Wärme und Fürsorge”; “anregende Gespräche” und – was für junge Menschen vielleicht das wichtigste ist – “ein gutes Selbstwertgefühl” mitgegeben.

Wie einer ihrer beiden Söhne sagte, wollte sie “nie alt werden”, “sie wollte ihre Autonomie nicht verlieren”; deshalb habe “die Plötzlichkeit ihres Todes wohl ihrem Wunsch” entsprochen.

Das ist ein tröstlicher Gedanke. Aber wir vermissen Gaby sehr …

Romina Schmitter, 1. Juni 2018