Marie Therese Cabisius studierte die für Mädchen noch ungewöhnlichen Fächer Mathematik, Chemie und Physik. Als Schulleiterin setzte sie sich für eine Verbesserung der Mädchenbildung und der Berufschancen für Frauen ein.
13.8.1895 – 5.1.1989 in Bremen
Die Tochter des Kaufmanns Hermann Cabisius (1854-1927) und der Marie Therese Kleißen (1855-1935) wuchs in Bremen auf. Sie besuchte die Höhere Mädchenschule von Mathilde Steil, die spätere Roselius-Schule, bis 1911. Ab Ostern 1909 nahm sie nebenher an realgymnasialen Kursen teil. Da es immer noch keinen direkten Weg für Mädchen zum Abitur gab, war dies eine Möglichkeit, nach den zehn Jahren auf der Mädchenschule direkt in die Obersekunda des Realgymnasiums überzuwechseln und dort die Hochschulreife zu erlangen, nachdem seit 1908 sämtliche deutsche Universitäten für Frauen geöffnet worden waren.
Ostern 1915 hatte sie das Reifezeugnis in der Hand und konnte mit dem Studium beginnen. Sie absolvierte es an den Universitäten Göttingen, Berlin und Kiel in den für ein Mädchen, zumal in jener Zeit, sehr ungewöhnlichen Fächern Mathematik, Physik und Chemie. Es waren weniger fröhliche, als sehr entbehrungsreiche Jahre in der Kriegs- und Nachkriegszeit. 1920 begann sie den Vorbereitungsdienst in Hildesheim und Lüneburg; 1922 bewarb sie sich um eine Anstellung in Bremen mit der Begründung, dass sie in ihre Heimatstadt zurückkehren und mit ihren Eltern zusammenleben wolle. Sie begann ihre schulische Laufbahn an dem Lyzeum von Anna Schomburg, wurde aber Ostern 1930 an die Deutsche Oberschule für Mädchen an der Karlstraße versetzt. Einer Abordnung mit sechs Wochenstunden an die Lehrerinnenbildungsanstalt ab 1943 folgte im Juni 1945 eine Berufung zur Leiterin des Seminars. Doch ab 1.10.1945 wurde sie als Nachfolgerin von Oberstudiendirektorin Dr. Marie Quincke mit der Leitung der Schule an der Karlstraße betraut.
Von dieser Position aus konnte sie ihr Anliegen, die Mädchenbildung und die Berufschancen für Frauen zu verbessern, tatkräftig unterstützen. Von einer Studienreise durch die USA kehrte sie 1950 mit dem Vorsatz zurück, sich künftig um eine Intensivierung des internationalen Lehrer- und Schüleraustausches zu kümmern. Sie machte selbst den Anfang und ließ ausländische Kollegen an ihrer Schule unterrichten. Ein amerikanischer Lehrer brachte Mutter, Frau und vier Kinder nach Bremen mit; da musste ein Haus gemietet und die Einrichtung beschafft werden, die Frau Cabisius, höchstpersönlich mit dem Möbelwagen durch Bremen fahrend, bei Freunden und Bekannten einsammelte. Der Völkerversöhnung und -verständigung galt auch ihr Eintreten für deutsch-jüdische Zusammenarbeit. So war sie Mitgründerin der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.
1957 trat sie in den Ruhestand. Obwohl sie durch eine schwere Erkrankung zu diesem Schritt gezwungen war, nahm sie sich sogleich vor, sich in Zukunft um alte Menschen zu kümmern. Das hat sie noch über zehn Jahre getreulich getan.
Elisabeth Hannover-Drück
Literatur und Quellen:
Bremer Nachrichten 31.10.1957
Weser Kurier 21.1.1989
Bildquelle: Curriculum Marie Therese Cabisius 1895 – 1989 www.blankenforth.de/family/cabisius/curriculum.htm