Anna Clara Jungmittag, geb. Haueisen, war eine der ersten Frauen der bremischen Nationalversammlung und Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bremen.
28.10.1881 in Meerane – 15.3.1961 in Bremen
Anna Clara war das älteste von vier Kindern und übernahm nach dem frühen Tod der Eltern die Betreuung der Geschwister. Ihren eigentlichen Berufswunsch, Lehrerin, konnte sie sich nicht erfüllen, stattdessen machte sie eine Lehre als Köchin.
In Leipzig lernte sie ihren späteren Ehemann, Richard Jungmittag, kennen. Sie heirateten 1906 und zogen 1908 nach Bremen. Er arbeitete hier als Formermeister und engagierte sich in der SPD und der Gewerkschaft, so auch Clara. In den folgenden Jahren gebar sie vier Kinder.
Als 1919 die Frauen erstmals das aktive und passive Wahlrecht ausübten, wurde sie Abgeordnete der SPD in der bremischen Nationalversammlung und gehörte damit zu den ersten Frauen in Deutschland, die in ein Parlament einzogen.
Schwerpunkt ihrer politischen Tätigkeit war in den Jahren 1919 bis 1933 die Sozialpolitik, hier vor allem die Verbesserung der Lebensverhältnisse der wirtschaftlich Schwachen, besonders der Arbeiterfamilien. Sie gehörte 1920 zu den Gründerinnen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bremen. Durch ihre Tätigkeit in der Deputation für das Gesundheitswesen nahm sie Einfluss auf die Gestaltung der hygienischen Verhältnisse in den damaligen Städtischen Krankenanstalten. Ihre politische und soziale Tätigkeit war unmittelbar lebenspraktisch orientiert. So organisierte sie in den 20-er Jahren neben ihrer parlamentarischen Arbeit Kinderfreizeiten, die sie auch selbst durchführte.
Während der Herrschaft der Nationalsozialisten in den Jahren 1933-1945 lebte sie nach einer kurzen Verhaftung im Frühjahr 1933 zurückgezogen in Bremen. In den Kriegsjahren verlor die Familie beide Söhne, von denen der eine, Willi, am 20.11.1944 in Berlin als Widerstandskämpfer hingerichtet wurde.
Nach dem 2.Weltkrieg gründete sie 1945 gemeinsam mit Charlotte Niehaus, Ella Ehlers, Helene Kaisen und Anna Stiegler die 1933 verbotene AWO in Bremen neu. Sie engagierte sich wieder in der SPD-Frauenarbeit und war ebenfalls in der Sozialarbeit für alte Menschen tätig. 1952 war sie im Vorstand des neuen Nachbarschaftshauses Ohlenhof in Bremen-Gröpelingen, sowie in einer Wärmehalle tätig, wo sie selbst bedürftige alte Menschen betreute. Außerdem bewirtschaftete sie mit ihrem Mann das Bremer Schullandheim „Am weißen Berg“ in Etelsen, in dem sich kurz nach Kriegsende Mitglieder des „Ristedter Kreises“, eines informellen Zusammenschlusses Bremer Kommunalpolitiker, trafen. Bis zu ihrem Tod infolge eines Unfalls wirkte sie aktiv in der Betreuung alter Menschen mit. Zu ihrem engsten Bekanntenkreis gehörte seit den 1920-er Jahren die Familie Kaisen, vor allem Helene Kaisen.
Am 10.1.1984 wurde in Bremen-Obervieland die Klara-Jungmittag-Straße nach ihr benannt.
Brigitte Bents-Rippel
(aktualisiert)
Literatur und Quellen:
Meyer-Braun, Renate (Hrsg.): Frauen ins Parlament!, Bremen 1991