Engagement für Straßennamen nach bedeutenden Bremer Frauen
Mit dem Projekt Straßennamen setzt sich das Bremer Frauenmuseum (e.V.) dafür ein, neue Straßen, Plätze und Parks nach bedeutenden (Bremer) Frauen zu benennen und bestehende Straßenschilder, die nach Frauen benannt sind, mit informativen Kommentaren zu versehen, damit diese Frauen und ihre Leistungen bekannt werden.
Über lange Zeiten sind Straßen und Plätze fast ausschließlich nach Männern oder nach Landschaften, Pflanzen o.ä. benannt worden. Das spiegelt sich auch im Bremer Stadtbild wider. Um hier zu einem Ausgleich zu kommen, hat der Senat am 2.September 2008 beschlossen, Straßen zukünftig prioritär nach Frauen zu benennen, und zwar solange, bis in der Straßenbenennung in etwa Parität zwischen Frauen- und Männernamen herrscht. Darüber hinaus sollen weitere Bereiche berücksichtigt werden: neben den Regional- und Minderheitensprachen – in Bremen Plattdeutsch – soll auch das Gedenken an Akteure der Novemberrevolution und Räterepublik berücksichtigt werden.[1] Das Vorschlagsrecht für Straßennamen liegt bei den Beiräten.
StraßennamenFrauen bevorzugen -Senatsbeschluss 2008
Senatorin für StraßenUmweltMobilität 29.10.2019 Strassenbenennungen
Wie präsent sind Frauen im Straßenbild Bremens
Straßennamen nach bedeutenden Frauen:
Eine Auswertung des bfm
Im März 2021 liegt die Anzahl von amtlichen Straßen, Wegen und Plätzen bei 4875 in Bremen. Davon sind 5% der Straßen nach Frauen benannt oder stellen eine weibliche Assoziation her. Hierzu zählen sowohl reale Personen als auch fiktive weibliche Personen und Straßen, die lediglich einen weiblichen Vornamen tragen. Bei den realen Personen sind vor allem Straßennamen zu erkennen, bei denen der Name der Person mit Vor- und Nachnamen in die Straßenbezeichnung aufgenommen ist. Es gibt lediglich ein paar Ausnahmen, wie beispielsweise bei der Curiestraße, die nach Marie Curie benannt worden ist.
So kommen wir zum Ergebnis, dass 25 % der Straßen in Bremen nach Männern (reale und fiktive Personen) benannt wurden, oder einen Männernamen, nach den oben genannten Kriterien, tragen.
Die restlichen 70% der Straßen von Bremen sind nicht nach Personen benannt, sondern haben Funktionsnamen, sind nach Orten, Tieren, Pflanzen oder sonstiges benannt. Hier werden auch Straßen dazugezählt, die nach einem Beruf benannt sind. Damit sind zwar bestimmte Personengruppen gemeint, der Fokus liegt jedoch auf der Tätigkeit oder der Funktion der Personen und nicht auf den Personen selbst.
Die Bikategorisierung der Kategorien „Mann“ und „Frau“ in der Statistik entspricht nicht der modernen gender theory, jedoch wird durch die Entscheidung, ob eine Straße eher als männlich oder weiblich wahrgenommen das Spektrum der gender deutlich. Wie bei der Entscheidung, dass Däumling eine Märchengestalt ist, wo die männlichen Charakterzüge und Attribute überwiegen.[1] Die Zuordnung der einzelnen Straßen in der Statistik hängt davon ab, ob der Straßenname von der Gesellschaft eher zu den Kategorien „Mann“ oder „Frau“ zugeordnet wird. Die Kategorien beziehen sich somit auf das gesellschaftliche Geschlecht „gender“. Diese Binarität (Mann/Frau) hat als Auswirkung, dass eine klare Hierarchie deutlich wird, und das Verhältnis von Macht und Vorherrschaft zwischen den Kategorien. So spiegelt sich im Straßenbild auch der soziale Status der Frau wider. Vor diesem Hintergrund ist der Bremer Senatsbeschluss vom 2. September 2008 sehr positiv für die Präsenz der Frau im Stadtbild und wirkt dem traditionellen Sexismus entgegen, in dem es den modernen Sexismus nicht zulassen soll. Denn, obwohl die nicht männliche Bevölkerung keine Minderheit darstellt, so ist sie doch als solche im Straßenbild zuerkennen. Um auf lange Sicht in der Gesellschaft von den klassischen Rollenbildern loszukommen und die Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen zu erreichen, muss sich dieses Ziel auch im Stadtbild und in den Straßennamen wiederfinden.
Juliane Benson, 29.03.2021
Quelle:
Statistisches Landesamt Bremen, Straßenverzeichnis der Stadt Bremen, Stand: März 2021.
mehr: Wie präsent sind Frauen im Straßenbild Bremens
Vorschläge des bfm für Straßenbenennungen nach bedeutenden Bremer Frauen
Das Bremer Frauenmuseum hat eine Liste von bedeutenden Bremerinnen erarbeitet, deren Namen für Straßenbenennungen in Frage kommen. Sie liegt den Bremer Beiräten vor. Bei der Suche nach Frauennamen mit einen Bezug zum jeweiligen Stadtteil kann unser Frauenlexikon „Frauen Geschichte(n). Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven“ (Bremen 2016) eine Fundgrube sein. Wir beraten und unterstützen dabei auch gerne: info@bremer-frauenmuseum.de
bfm Straßen-Namen-Vorschläge – bfm Straßennamen Infos
Aktuell:
Alle Straßennamen nach Frauen in Bremen
Stand 2022: Straßennamen aktuell 2022
Neue Straßenbenennungen – neue Planungen
Stand: 2020-2
Im neuen Hulsberg-Quartier entstehen neue Straßen: Wie werden sie heißen?
Das bfm engagiert sich:
Straßennamen Frauen östl.Vorstadt
In der Gartenstadt Werdersee in der Bremer Neustadt werden alle Straßen, Wege und Plätze nach Frauen benannt.
„Frauen befördern den gesellschaftlichen Aufbruch in der jungen Demokratie der Weimarer Republik – Das Jahr 1919 als Markstein der deutschen Geschichte.
Unter diesem Oberthema versammeln die folgenden Namen politische Aktivistinnen der Frauenbewegung, Pazifistinnen, Reformpädagoginnen, Schauspielerinnen sowie Künstlerinnen (aus dem Umfeld des Bauhauses), die sich um die Entstehung der Weimarer Republik einen Namen gemacht haben. Berücksichtigung finden hierbei auch Frauen, deren Name sich mit Bremen oder der weiteren Region verbinden.“
Beschluss des Beirates Neustadt vom 25.04.2019
8 Straßen, 2 Wege, 2 Parks:
Straßennamen Gartenstadt Werdersee
Aktivitäten des bfm bei Straßenbenennungen nach Frauen
Straßen, Plätze, Parks nach Frauen zu benennen ist von Anbeginn an Anliegen und ein bedeutendes Projekt des Bremer Frauenmuseums. Nicht nur wir, auch andere Initiativen, wie z.B. aus der Uni und den Stadtteilen, machen sich hierfür stark. Inzwischen tragen über 130 Straßen, Plätze oder Parks Namen bedeutender Frauen. Wichtig dabei ist auch, diese Orte mit Legenden auszustatten, die Informationen über diese Frauen und ihrer besonderen Leistung geben.
Alphabetisch nach Nachnamen:
Aktivitäten des bfm bei Straßenbenennungen
eine Auswahl:
Annemarie-Mevissen-Weg in den Wallanlagen, benannt 2014.
Nach vielen Bemühungen wurde Annemarie Mevissen, Bremens erste Bürgermeisterin, durch die Benennung eines Weges in den Wallanlagen in der Innenstadt geehrt. Eine Straße oder ein Platz wären angemessener gewesen.
Infos über Annemarie Mevissen (1914 – 2006) in:
Frauen Geschichte(n). Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremen 2016
Renate Meyer-Braun: Frau Bürgermeister Annemarie Mevissen. Eine Biografie, Bremen 2011
Paula-Modersohn-Becker-Steg zwischen Theater am Goetheplatz und Gerhard-Marcks-Haus, benannt 2007, ist als nicht öffentlicher Weg nicht im Stadtplan verzeichnet.
Viele Versuche des Bremer Frauenmuseums, eine würdigere Straße oder einen Platz nach der berühmten Malerin zu benennen, blieben erfolglos.
Infos über Paula Modersohn-Becker in: Frauen Geschichte(n), Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremen 2016.
Gedanken zur Benennung des Steges von Romina Schmitter (2007):
Was Paula wohl gedacht hätte … Was Paula wohl gedacht hätte … RS
Gisela-Müller-Wolff-Straße im Güterverkehrszentrum, benannt 2013.
Infos über Gisela-Müller-Wolff (1922 – 2000) in: Frauen Geschichte(n). Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremen 2016.
Zur Straßenbennung (2013):
Die Initiative war von Edith Wangenheim (Beiratssprecherin Woltmershausen) ausgegangen, die sich ausdrücklich dafür eingesetzt hatte, in diesem wichtigen Wirtschaftsgebiet, in dem die Straßen bislang Namen einiger Senatoren tragen, eine Frau zu berücksichtigen. So wurde auf Vorschlag des Bremer Frauenmuseums eine Straße nach der Volkswirtin Gisela Müller-Wolff benannt – sie war 16 Jahre Abgeordnete in der Bürgerschaft.
weitere:
Straßenbenennung Mindermann WK
Straßenbenennung in Kattenesch
Eine Straße, einen Weg oder Platz nach der Werftbesitzerin Anna Lange (1785 – 1867) in Vegesack, in der Überseestadt oder in Walle zu benennen, scheiterte bisher.
[1] Pressemitteilung der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) vom 2.September 2008 anlässlich der Straßenbenennungen nach Auguste Bosse und Grete Stein.