Im Begleitprogramm zur Ausstellung des Werkes von Hermine Overbeck-Rohte im Overbeck-Museum (2011) hielt Dr. Katja Pourshirazi, die Leiterin des Overbeck-Museums, einen Vortrag über die „Malweiber“ – eine abwertende Bezeichnung für Frauen, die sich auf den Weg machten, ihr künstlerisches Schaffen als Profession zu betreiben. Frauen mussten sich mühsam den Zugang zu den Akademien erkämpfen und dies gelang ihnen erst zu einer Zeit, als die männlichen Kollegen sich weitgehend von der akademischen Malweise befreiten. Die Referentin beleuchtete in ihrem Vortrag die Situation malender Frauen seit der Renaissance.
Malweiber
Aus Anlass der Ausstellung des Werkes von Hermine Overbeck-Rothe im Overbeck-Museum in Vegesack refererierte die Leiterin des Museums, Dr. Katja Pourshirazi, in einem Vortrag über die „Malweiber“ – eine abwertende Bezeichnung für Frauen, die sich auf den Weg machten, ihr künstlerisches Schaffen als Profession zu betreiben und sich dabei gegen Charakterisierungen – die auch heute noch gebräuchlich sind – wie hässlich, schlampig, unangepasste Aufmachung und sogar prostitutionsverdächtig wehren mussten.
Dr. Katja Pourshirazi schilderte die schwierige Ausbildungssituation für Frauen und die Lebenssituation der Künstlerinnen, die häufig nach der Eheschließung entweder die Malerei aufgaben oder aber wie Hermine Overbeck-Rothe – verborgen vor der Öffentlichkeit und weitgehend auch vor ihren Kindern – heimlich malten. Diese entdeckten ihr Werk erst nach ihrem Tod, verborgen hinter den Werken ihres Vaters.
Die Künstlerin Hermine Rothe fügte sich weitegehend den gesellschaftlichen Erwartungen und übernahm nach der Eheschließung mit Fritz Overbeck, der zunächst ihr Lehrer und dann ihr Ehemann wurde, die häuslichen Pflichten und die Kindererziehung. Sie hatte zwar ihr
eigenes Atelier in den Häusern, die das Paar zunächst in Worpswede und dann in Vegesack bewohnten, doch ihre künstlerische Arbeit fand keine größere öffentliche und familiäre Aufmerksamkeit. Der Ehemann ermunterte sie zwar immer wieder, war aber auch der Meinung, dass die häuslichen Aufgaben von ihr zu bewältigen seien. Nach seinem frühen Tod stand nun immer noch nicht ihre eigene Malerei im Lebensmittelpunkt, sondern sie widmete sich vorrangig dem Erhalt und der Präsentation des Werkes ihres Mannes. Eine eigene Ausstellung ihres Werkes oder gar der Verkauf eigener Bilder zur Finanzierung des Lebensunterhalts, der immer schwieriger wurde, fand nicht statt.
Diese Lebensweise war das Schicksal fast allen Frauen, die einst hoffnungsvoll eine künstlerische Ausbildung begonnen hatten. Eine künstlerische Ausbildung mussten sich Frauen ohnehin bis 1920 auf komplizierten Wegen beschaffen, denn staatliche Akademien nahmen sie nicht auf, sie konnten nur an privaten Kunstschulen studieren, die erheblich teurer waren. So waren sie entweder auf die Familie oder aber einen
Ehemann angewiesen. Sie waren zudem innerhalb der Ausbildung zahlreichen Einschränkungen ausgesetzt: das Aktzeichnen für Frauen war weitgehend untersagt, erst 1902 konnten Frauen in Bremen lediglich als Hospitantinnen daran teilnehmen. Aus diesem Grunde waren ihnen viele künstlerische Sujets (z.B. Historienbilder) versperrt, sie beschränkten sich auf kleinformatige Landschaftsbilder und Porträts.
Auch die damals übliche Frauenkleidung behinderte die Künstlerinnen bei der Arbeit. Zudem konnten sich Frauen in den Städten nicht frei bewegen, es schickte sich nicht, allein herumzustreifen. Ein Hindernis auch, um allein in der freien Natur zu malen.
Frauen mussten sich mühsam den Zugang zu den Akademien erkämpfen und es gelang ihnen erst zu einer Zeit, als die männlichen Kollegen sich weitgehend von der akademischen Malweise befreiten.
Der Vortrag informierte über die Situation malender Frauen seit der Renaissance, in der erstmals die individuelle Künstlerpersönlichkeit deutlich hervortrat und zeigte die Möglichkeiten sowie die gesellschaftlichen Einschränkungen und Vorurteile auf, mit denen sie bis zu Beginn der 20.Jahrhunderts noch zu kämpfe hatten. Dies führte zur Selbstorganisierung: Es entstanden von Frauen geleitete Kunstschulen und Künstlerinnenvereinigungen, die sich für Ausbildung, Ausstellungsmöglichkeiten und Verkauf einsetzten. So auch in Bremen mit dem 1895 gegründete „Bremer Malerinnen Verein“.