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90 Jahre Frauenwahlrecht zur Bremischen Bürgerschaft

2009: Vor 90 Jahren durften in Bremen Frauen zum ersten Mal wählen

10. – 31. März 2009 im Haus der Bürgerschaft
10. März – 29. Mai 2009 in der ZGF (Bremische Zentralstelle  für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau)

In Bremen wurde am 10. November eine Frauenversammlung vom Arbeiter- und Soldatenrat einberufen, auf der das Thema Frauenstimmrecht diskutiert wurde. Alfred Henke, der Vorsitzende des Arbeiter und Soldatenrates führte aus: „Die Frau hat die größte Ursache sich für die Revolution zu begeistern, denn sie wird ihr dasselbe Wahlrecht wie dem Manne bringen.“

Bei der Neuwahl zum Bremer Arbeiter- und Soldatenrat im Januar 1919 kam es zunächst zu dem Beschluss, nur denen Wahlrecht zuzugestehen, die gegen „Lohn und Gehalt beschäftigt“ sind, was faktisch einen Ausschluss großer Teile von Frauen zur Folge gehabt hätte. Die in Bremen vertretene Meinung über die Koppelung des Wahlrechts an die Erwerbstätigkeit oder aber Mitgliedschaft in der SPD wurde auch in anderen Orten diskutiert und das Probleme des Ausschlusses vieler Frauen gesehen.

Alle Versuche, das Wahlrecht einzuschränken, wurden durch den Beschluss des Rates für Volksbeauftragte am 12. November korrigiert, der das allgemeine und geheime Wahlrecht und damit das Stimmrecht für Frauen ausrief: „An Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht aufgrund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens zwanzig Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“ Damit war eine wesentliche Forderung, die schon Olympe de Gouges während der französischen Revolution erhoben hatte, durchgesetzt. Erstmals in der Geschichte war es Frauen nun möglich, sich aktiv und passiv an der politischen Willensbildung zu beteiligen. Dieses Ereignisse wurden von Minna Cauer in ihrem Tagebuch bewegend geschildert:
„Abdankung des Kaisers, Ausbruch der Revolution. Meine Wohnung fast erstürmt von Menschen, – ich bleibe zu Hause. Ich bin freudig erschüttert, habe nur die Hände am Abend gefaltet und die Tränen sind mir über die Wangen gelaufen. Traum meiner Jugend, Erfüllung im alter! Ich sterbe als Republikanerin. Eine Erschütterung geht durch die Welt, wie sie nie gewesen…“( Else Lüders, Minna Cauer. Leben und Werk, Gotha 1925). Einen genauen Hergang der Entwicklung hat Romina Schmitter in ihrem Artikel „geehrte Männer … sagt wie konntet ihr uns vergessen“ beschrieben.