Luise Eildermann, geb. Gleber, setzte sich als Bürgerschaftsabgeordnete der KPD für erwerbslose Frauen ein und war im Widerstand aktiv.
23.5.1899 in Speyer – 24.11.1986 in Berlin
Luise wurde in Speyer geboren, besuchte die Handelsschule, lernte den Beruf der Stenotypistin. Früh war sie politisch engagiert. 1918 wurde sie Mitglied der SPD, 1919 schloss sie sich der USPD[1] an und bei deren Spaltung 1920 trat sie mit vielen anderen zur KPD[2] über. Von da an bestimmten die politischen Ziele und Kämpfe der Kommunistinnen ihr Leben. Sehr bald war sie hauptamtliche Parteifunktionärin. 1925 war sie Sekretärin in der KPD-Bezirksleitung Saargebiet. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Wilhelm Eildermann kennen. Er war wie sie Mitglied der KPD und im Saargebiet Redakteur der Kommunistischen Arbeiter-Zeitung. Bald nach der Eheschließung wurden die Eheleute zum ersten Mal getrennt. Wilhelm Eildermann musste in Bremen eine Haftstrafe wegen Hochverrats absitzen, Luise folgte ihm nach, um ihrem Ehemann näher zu sein und im Kreise der Bremer Familie des Ehemanns Unterstützung zu finden.
Für die Bremer KPD war die neue junge Genossin eine willkommene Verstärkung. Sie stand auf der Liste der Partei zur Landtagswahl 1930 und wurde Bürgerschaftsabgeordnete. Ihr Redetalent und ihre Scharfzüngigkeit erregten schon bald Aufmerksamkeit. Mit einem ihrer Redebeiträge im Juni 1931 löste sie einen Tumult in der Bürgerschaft aus. Und die Bremer Volkszeitung – immerhin hatte ihr inhaftierter Ehemann in dieser Zeitungsredaktion seine journalistische Ausbildung erhalten – berichtete ausführlich. Der Artikel umrahmt eine mit spitzer Feder gezeichneten Karikatur der „Kommunistin Eildermann“.
Doch nicht nur als Rednerin trat sie in Erscheinung Sie war zugleich als politische Propagandistin aktiv. Zum Internationalen Frauentag 1931 verteilten Kommunistinnen ein von ihr verfasstes Flugblatt vor der SPD-Frauentagveranstaltung an die Sozialdemokratinnen. Vor allem war sie „Redakteur und Verfasser, wesentlicher technischer Hersteller“ einer kleinen Zeitung: „Die Kollegin von der Stempelstelle“, deren Texte sie verfasste und die sie selbst gestaltete. Es war die einzige Zeitung, die sich speziell mit der Lage und den Problemen erwerbsloser Frauen auseinander setzte. Die Zeitung erschien bis zu Luises Weggang 1931 einmal monatlich und war „speziell auf den Kampf der erwerbslosen Frauen ausgerichtet.“ 150 bis 200 Exemplaren wurden von ihr und „Mitgliedern des kommunistischen Jugendverbandes“ verkauft. Dieser Einsatz war offensichtlich recht erfolgreich. Denn „bereits nach der zweiten Nummer (waren) die Unkosten gedeckt. Und wir hatten auch noch einen kleinen Überschuss, der ausreichte, die Saalmiete für eine Versammlung der weiblichen Erwerbslosen Bremens zu tragen.“
Nach der Haftentlassung ihres Ehemanns gab Luise ihr Bürgerschaftsmandat auf und verließ mit ihm Bremen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 hielt sie zusammen mit ihrem Mann und anderen Kommunisten in Mecklenburg Schulungskurse für Parteimitglieder ab. Als die illegale Tätigkeit im Juli 1933 aufflog, konnte sie sich der Verhaftung durch Flucht nach Frankreich entziehen.
Bis 1936 arbeitete sie in Paris im „Weltkomitee gegen Krieg und Faschismus“ unter ihrem Decknamen „Ossy“. Dann 1936, mit Beginn des spanischen Bürgerkriegs, ging sie nach Spanien. 1937 traf sie nach vierjähriger Trennung ihren Mann in Paris wieder. Beide arbeiteten in den beiden folgenden Jahren in Emigrantenorganisationen. Nachdem am 1.9.1939 die deutschen Faschisten Polen überfallen hatten, wurden in Paris zahlreiche Antifaschisten verhaftet, darunter auch „Ossy“ und Wilhelm E. Und wieder trennten sich ihre Wege. Sie kam in das Frauengefängnis La Petite Roquette und anschließend ins Internierungslager Riencros. Mit Hilfe ihres in New York lebenden Bruders gelang ihr die Ausreise nach Mexiko. Dort schloss sie sich der „Bewegung Freies Deutschland“ an.
Im Herbst 1946 verließ sie Mexiko, um nach einem Besuch des Bruders in den Vereinigten Staaten von dort aus die Heimreise nach Deutschland anzutreten.
Ab Dezember 1946 arbeitete sie in Berlin in der deutschen Verwaltung des Inneren in der sowjetischen Besatzungszone. Dort traf sie dann nach achtjähriger Trennung im Mai 1947 auch ihren Mann wieder. Beide wurden Mitglieder der SED. Luise E. übte verschiedene ehrenamtliche Funktionen aus und war wichtige Mitarbeiterin ihres Ehemannes, der Direktor für Publizistik und Zeitungswissenschaften sowie Prodekan für Journalistik an der Universität Leipzig war.
Dagmar Stuckmann
Anmerkungen:
[1] Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
[2] Kommunistische Partei Deutschlands.
Literatur und Quellen:
Zitate aus: „Erinnerungen“ Luise Eildermanns (1983), hier berichtete sie über die „Kollegin von der Stempelstelle“
Eildermann, Luise; Erinnerungen: „Die Kollegin von der Stempelstelle“, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 25/1983, S.825-855
Eildermann, Wilhelm; Die Antifaschule. Erinnerungen an eine Frontschule der Roten Armee, Berlin 1985, S.11-12; S.187-188
Stuckmann, Dagmar: „Gebt Raum den Frauen“. Hundert Jahre Internationaler Frauentag, Wiesbaden 2011, S.174-176
Weber, Hermann/Herbst, Andreas: Eildermann, Luise. Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch Berlin 2004, S. 178
Bildquelle: Bremer Volkszeitung vom 28.6.1931.