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Andersen, Lale (1905 – 1972)

Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg wurde unter dem Pseudonym Lale Andersen eine berühmte Sängerin.

weitere Pseudonyme als Texterin: Nicola Wilke, Crohn u. Krohn

23.3.1905 in Bremerhaven Lehe – 29.8.1972 in Wien

Als Tochter des Schiffsstewards Adolf Georg Bunnenberg und seiner Ehefrau Berta, geb. Czerwinski wuchs Liese-Lotte in einem kleinbürgerlichen hafennahen Wohnviertel in Lehe auf, wo sie eine Höhere Töchterschule besuchte. Der im Alter von 17 Jahren mit dem Bremerhavener Maler Paul Ernst Wilke (1894-1971) geschlossenen Ehe, der drei Kinder entstammen, entfloh sie 1929, um in Berlin als Künstlerin Karriere zu machen.

Nach ersten Auftritten im „Kabarett der Komiker“ von Willi Schaeffers entdeckt, wurde sie bald zu Bühnenauftritten in Berlin und als Kabarettistin zu Gastspielen in ganz Deutschland verpflichtet. Zu ihrem Repertoire gehörten Texte u.a. von Ringelnatz, Mehring, Tucholsky und Kästner in der Vertonung von Kurt Weill und Friedrich Holländer sowie Hafen- und Seemannslieder und Balladen. Nach ihrer Scheidung von Paul Ernst Wilke (1931) und dann besonders seit 1933 erhielt sie attraktive Engagements auch in Zürich, die sie jedoch beenden musste, als sie 1935 von den schweizerischen Behörden wegen Schulden und ihrer Liebesbeziehung zu dem Komponisten Rolf Liebermann ein Einreiseverbot erhielt.

Lale Andersen 1931.
Foto: Laler Andersen Nachlass des Kulturamtes Bremerhaven

Als sie 1936 im überregional bekannten Münchener „Simpl“ auftrat, lernte sie dort den Komponisten Rudolf Zink kennen, der für sie Texte von Hans Leip, u.a. auch „Lili Marleen“, vertonte. Angesichts der politischen Vorgaben der Nationalsozialisten bestand ihr damaliges Repertoire allerdings überwiegend aus isländischen und skandinavischen Volksliedern. Nachdem sie 1939 das „Lied eines jungen Wachtpostens“ („Lili Marleen“) in der Vertonung von Norbert Schultze auf Schallplatte bei Electrola eingespielt hatte, wurde sie schlagartig berühmt, als das Lied von April 1942 an über den Soldatensender Belgrad verbreitet wurde und zur „Internationalen“ der Soldaten des 2.Weltkriegs avancierte.

Im Spätsommer 1942 wurde sie mit der Begründung, Kontakte zu in der Schweiz lebenden Juden unterhalten zu haben, von den Nationalsozialisten auf der Rückreise von Italien festgenommen, nach Berlin überführt und mit einem Auftrittsverbot belegt. Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch wurde ihr 1943 die künstlerische Betätigung unter strengen Auflagen wieder gestattet; so durfte sie sich u.a. mit dem Lied „Lili Marleen“ oder mit dem Sender Belgrad nicht in Verbindung bringen.

Im Frühjahr 1945 vor dem Bombenkrieg auf die Insel Langeoog geflüchtet, konnte sie im Herbst bereits wieder auftreten, u.a. beim Nordwestdeutschen Rundfunk in Hamburg. Nach ihrer Eheschließung (1949) mit dem Schweizer Komponisten Artur Beul (1915-2010) lebte sie zunächst in Zürich, dann in München und auf der Insel Langeoog.

Von 1950 bis 1965 führten zahlreiche Tourneen sie in europäische Länder und nach Übersee. 1952 erreichte sie mit dem Schlager „Blaue Nacht am Hafen“ ein Comeback als Interpretin von Chansons und Seefahrtsliedern, das 1959 mit dem „Silbernen Löwen“ von Radio Luxemburg für „Ein Schiff wird kommen“ und der Vorentscheidung für den „Grand Prix“ gekrönt wurde. Nachdem sie Anfang der 1960er Jahre plattdeutsche Lieder eingespielt hatte, gelang ihr 1963 mit dem Fernsehfilm „Porträt in Musik“ von Truck Branss ein internationaler Erfolg. Zu dieser Zeit war Lale Andersen in zahlreichen Fernsehshows und im Rundfunk regelmäßig vertreten.

Ihre Abschiedstournee „Good Bye, Memories“ führte sie 1966/67 durch mehrere deutschsprachige Länder. Danach trat sie durch Buchveröffentlichungen hervor, u. a. durch die 1972 in Bremerhaven vorgestellte Autobiographie „Der Himmel hat viele Farben“, die 1981 von Rainer Werner Fassbinder unter dem Titel „Lili Marleen“ verfilmt wurde. Sie starb auf einer Lesereise in Wien. Ihr Grab befindet sich auf der Insel Langeoog.

In Bremerhaven-Lehe befindet sich in der Lutherstraße ihr Geburtshaus, dort erinnert auch eine Gedenktafel an die Künstlerin. Auf Initiative des Kulturamts der Stadt Bremerhaven wurde der Lale-Andersen-Preis im Jahr 2000 ins Leben gerufen.

Gisela Lehrke

Literatur und Quellen:
Bickelmann, Hartmut (Hrsg.): Bremerhavener Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten, Brhv. 2.Aufl. 2003, S.21-23, Erstveröffentlichung
Lehrke, Gisela: Wie einst Lili Marleen. Das Leben der Lale Andersen, Berlin 2002
Magnus-Andersen, Litta: Lale Andersen. Die Lili Marleen. Das Lebensbild einer Künstlerin, München 1981
Peters, Chr.: Lili Marleen. Ein Schlager macht Geschichte, Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung des Hauses der Geschichte, Bonn 2001
Schwabe, Nora, u. Weber, Heinz: Paul Ernst Wilke 1894-1971, Maler und Zeichner, Bremen 1997
Nachlass im Kulturamt der Stadt Bremerhaven.