Artikel

Schomburg, Anna Rebecka (1875 – 1955)

19.3.1875 – 11.7.1955 in Fulda

Annas Vater Johann Heinrich (1838-1916) war Bauernsohn und hatte das Tischlerhandwerk erlernt. 1864 wanderte er aus dem Hannoverschen nach Bremen ein, wurde hier zum Bautechniker und Vermessungsbeamten; ihre Mutter Anna Wischhusen stammte als Kapitänstochter aus Bremen-Grohn.

Anna besuchte die Höhere Mädchenschule, anschließend das Lehrerinnenseminar von A.M. Janson und schloss mit der Lehrbefähigung für die Unter- und Mittelklassen an Höheren Mädchenschulen ab. Nach ersten Unterrichtserfahrungen außerhalb Bremens kehrte sie 1898 als Lehrerin an die Anstalt von Janson zurück. Sie qualifizierte sich weiter, erwarb die Lehrbefähigung auch für die höheren Klassen und legte 1908 die Vorsteherinnenprüfung für höhere Mädchenschulen ab. Zu dieser Zeit befand sie sich in einem unvorhergesehenen Wartestand: Als ihre Kollegin Sara Agnes Heineken im Juni 1907 öffentlich die Versäumnisse des Bremer Staats hinsichtlich des Mädchenschulwesens kritisiert hatte und daraufhin von Janson gekündigt worden war, hatten auch Anna S. und vier andere junge Frauen gekündigt und die Schule von Janson verlassen.

Sie ging nicht in den Schuldienst zurück, sondern eröffnete ihr eigenes Institut an der Hamburger Straße in der östlichen Vorstadt. Hier wollte sie ihre reformpädagogischen Vorstellungen der Bremer Lehrer Fritz Gansberg und Heinrich Scharrelmann verwirklichen. Schritt für Schritt begann nun der Aufbau einer völlig neuen Schule, der zunächst auf der Konzession für die Einrichtung von drei Elementarklassen basierte, in die auch Knaben aufzunehmen waren. 1912 und 1914 folgten die Erlaubnis zur Einrichtung der Mittel- und Oberstufe einer Höheren Mädchenschule. Unter großem finanziellen Risiko ließ Anna Schomburg 1913 1914 am Brommyplatz ein modernes Gebäude für die Mittelstufe bauen, und 1919 nach dem Ende des Krieges war die Schule zu vollen zehn Jahrgängen herangewachsen. Die Zahl der Schülerinnen betrug über 400; damit war die Schomburgsche Anstalt vergleichbar mit der Größe anderer florierender Mädchenschulen in der Stadt. Aber nur drei Jahre blieben bis zur zwangsweisen Verstaatlichung der Schule. Anna Schomburg konnte allerdings ihre leitende Stellung am Städtischen Lyzeum Schomburg beibehalten. Die Mithilfe ihres Bruders Dietrich ermöglichte es ihr, sich Freiräume für die eigene Weiterbildung zu verschaffen. Sie studierte neben ihrer Tätigkeit an der Universität Hamburg Geschichte und Kunstgeschichte. Wie so manche ihrer Altersgenossinnen zogen sie Sprache und Kultur Italiens stark an, so dass sie viele Studienaufenthalte dort verbrachte und auch ein italienisches Sprachdiplom erwarb. Bis zu ihrem 80.Jahr lebte sie als hoch geachtete und von ihren Schülerinnen verehrte Frau in Bremen.

Literatur und Quellen:
Schomburg, Dietrich: Bremische Biographien 1912-1962, Bremen 1969, S.455.

Elisabeth-Hannover-Drück