Ibbrigstraße in Bremerhaven
Das Ibbrigheim in Wesermünde entstand 1929/30 unter Beteiligung der Fischwirtschaft als Wohnheim für ledige Arbeiterinnen, die für die Fischwirtschaft angeworben wurden. In ihm konnten 248 Frauen wohnen. Sie kamen überwiegend aus dem Ruhrgebiet und dem Raum Hannover. Nach dem Ende der Fischsaison wechselten sie auf andere Arbeitsplätze, z.B. in der Spargelernte. 1929 musste das Heim aufgrund der Weltwirtschaftskrise schließen.
In der Zeit des Faschismus wurden ab 1943 im Ibbrigheim kroatische und polnische Zwangsarbeiterinnen untergebracht, die in der Fischwirtschaft arbeiten mussten. Das traurigste Kapitel in seiner Geschichte ereignete sich im September 1944 beim großen Bombenangriff auf Wesermünde: In einer Baracke hinter dem Heim waren die Kinder der Zwangsarbeiterinnen untergebracht. Bei dem Bombenangriff kam es zu einem Treffer, bei dem alle Kinder ums Leben kamen.
1947 wohnten dort wieder Fischarbeiterinnen, jetzt waren es vor allem Kriegsflüchtlinge und Vertriebene. Mit der Entwicklung der Fischindustrie in Bremerhaven wuchs der Bedarf an Arbeiterinnen. Aufgrund guter Erfahrungen in Cuxhaven wurden für Bremerhaven griechische, spanische und später auch portugiesische Frauen angeworben, darunter waren auch verheiratete Frauen mit Kindern. 1963 waren es bereits 90 Frauen, die in den verschiedenen Fischereibetrieben angestellt waren. Einige holten ihre Ehemänner nach, das erforderte neuen Wohnraum. Unter Beteiligung von Firmen wurden Wohnheime in verschiedenen Stadtteilen gebaut, in die die Familien zogen.
Später wurde das Ibbrigheim in ein Ledigenheim für junge Mädchen umgewandelt, heute ist es in Miet- und Eigentumswohnungen aufgeteilt.
Literatur und Quellen
Bickelmann, Hartmut: Mehr als nur geschäftige Drehscheibe des Auswandererverkehrs – Bremerhaven als vielgestaltiger Wanderungsraum, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 81, Hannover 2009, S. 85 – 120.
Delius, Walter: Das Frauenheim für Fischarbeiterinnen in Wesermünde, in: Deutsche Fischereirundschau 1931, S. 44 – 45
Ernst, Manfred: Zwangsarbeiter in Wesermünde, Bremerhaven 1987
Hergesell, Burkhard: „Eine Hand voll Zukunft“. Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten in Bremerhaven 1955 – 2005, Bremen 2005
Piehl, Tanja: Das Frauenheim in Wesermünde, unveröffentlichte Semesterarbeit 2006, Stadtarchiv Bremerhaven
Weiher, Uwe: Fleißig, anstellig und kontaktfreudig: Spanische Arbeiterinnen in der Bremerhavener Fischindustrie, in: Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 671, Nov. 2005
Sybille Böschen