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Das Bremer Frauenmuseum nimmt Abschied

Zum Tod von Paula Bücking (1921 – 2020)

Für ihre Freunde und Bekannten war sie „Paula“.
Aber sicher war nicht allen bewusst, welch ein Mensch sich hinter diesem Namen verbarg.

Paula war die jüngste Tochter bzw. eines von acht Kindern von Theodor Spitta und seiner Frau Paula Lizkow. Er war Jurist, Vaters der Bremer Landesverfassung von 1946, und später Bürgermeister von Bremen, sie gehörte zu den Gründerinnen der Anthroposophischen Gemeinschaft in Bremen.

Paula heiratete 1950 Lutz Bücking, KP-Mitglied, der mit seinen vier Brüdern dem Widerstand angehört hatte. Nach seinem frühen Tod 1956 zog sie die beiden Kinder Robert und Christine Bücking alleine groß. Paula hatte – ihren naturwissenschaftlichen Neigungen folgend – an der Universität Göttingen die Fächer Erdkunde, Chemie und Physik für das Lehramt studiert. Danach ging sie für zwei Jahre an eine Universität in den USA, wovon sie begeistert zurückkehrte, studierte Psychologie, promovierte und wurde Lehrerin am Bremer Kippenberg-Gymnasium. Bald darauf wurde sie zur Fachleiterin am Studienseminar ernannt.

Wie schon während ihrer Zeit als Lehrerin galt ihr Hauptinteresse der Frage, wie die Verbrechen des deutschen Faschismus möglich waren. Vor diesem Hintergrund suchte sie als eine der ersten mit den Jugendlichen KZs auf, widmete sich der Erziehung gegen den Faschismus und für eine pazifistische Politik und war eine Pionierin sexueller Erziehung und Toleranz gegen Homosexualität, überhaupt eine Pädagogin der Menschlichkeit.

Darüber hinaus war sie in einer Gruppe Freinet Pädagogik engagiert,  ebenso in der Blauen Karawane, die sich wie auch das spätere Blaumeier-Atelier für die Zusammenarbeit von Behinderten mit Nicht-Behinderten einsetzt. Sie nahm an jeder der zahlreichen Friedensdemonstrationen teil und war jahrelang Mitglied in der GEW.

Ihre Offenheit für künstlerische Aktivitäten zeigte sie auch in ihrer Beteiligung an der sogenannten „Spinner-Gruppe“, in der befreundete Kolleginnen und Kollegen, Juristen und Künstler sich mit Gesang, Schauspiel, Lektüren und Diskussionen befassten, und ihr Interesse an frauengeschichtlichen Themen durch ihre Mitgliedschaft im Bremer Frauenmuseum (e.V.).

So gedenken wir dieser zierlichen, freundlichen und bis ins hohe Alter aktiven Frau mit großer Anerkennung und danken ihr von Herzen.

Romina Schmitter
Oktober 2020

 

Zum Tod von Heidi Caßens (1941 – 2020)

Heidi Caßens ist gestorben. In ihrer stillen, zurückgenommen Art hat sie seit fast 30 Jahren unsere Arbeit im Bremer Frauenmuseum aktiv unterstützt, bei allen unseren Veranstaltungen und Aktionen war sie immer mit dabei.

So hat sie viele Jahre die Arbeit des Vorstands mitgestaltet, sich mit Vorträgen für die Straßenbenennung nach bedeutenden Frauen eingesetzt, bei der Durchführung der Kunstausstellungen mitgearbeitet, bei der Auswahl der Künstlerinnen ebenso geholfen wie bei der Hängung der Bilder bis hin zum Sektausschank bei den Vernissagen. In ihrer ruhigen, sachlichen Art vertrat sie klare feministische Positionen, ihre Beiträge waren stets konstruktiv und hilfreich.

Wir haben sie sehr geschätzt, wir vermissen sie.

 

Zum Tod von Hannelore Cyrus (1935 – 2020)

1990 gründete und leitete Hannelore Cyrus die Feministische Geschichtswerkstatt von belladonna. Mit der Herausgabe des ersten Bremer Frauenlexikons „Bremer Frauen von A bis Z“ 1991 mit über 200 Frauenbiografien, ehrenamtlich erarbeitet von acht Autorinnen, setzte sie einen Meilenstein in der Bremer Frauen-Geschichtsforschung. Hannelore Cyrus verfasste viele Artikel und das Vorwort. Darüber hinaus übernahm sie zielstrebig die gesamte Organisation der Drucklegung und konnte auch eine finanzielle Unterstützung des Projekts beim Bremer Senat einwerben. Auf der Grundlage dieses Buches, das auf einer Initiative von Elisabeth Hannover-Drück beruht, die später mit einigen Frauen der Geschichtswerkstatt das Bremer Frauenmuseum e.V. gegründet hat, erschien 2016 als erweiterte Neuauflage „Frauen Geschichte(n). Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven“ mit über 300 Biografien, davon sind 11 Artikel von Hannelore Cyrus.

Wir haben ihr viel zu verdanken.