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Ley, Elly (1888 – 1982)

Elisabeth Ley, gen. Elly, geb. Stivarius, setzte sich als engagierte Kommunalpolitikerin auch für die Gleichberechtigung ein.

16.1.1888 in Bremen – 18.4.1982 in Bremen

Elly Ley, die Tochter des Bremer Tabakkaufmanns William Stivarius und seiner Frau, geborene Neelmeyer, besuchte die Höhere Töchterschule von Habenicht und lebte anschließend ein Jahr im Schweizer Pensionat und ein Jahr in England. Nach dem Seminarbesuch bestand sie das Lehrerinnenexamen für Oberklassen und unterrichtete von 1909-12 Englisch und Französisch. Ein weiteres Auslandsjahr verbrachte sie in Dänemark, wo sie eine Haushaltungsschule besuchte.

1913 heiratete sie den Arzt Dr. Hermann Ley, „der in guten Zeiten neben einer Sprechstundenhilfe, einer Laborantin und einer Röntgenassistentin, ein Kinderfräulein, eine Köchin und ein Hausmädchen beschäftigte. In schlechten Zeiten machte Elly Ley die ganze Arbeit der sechs jungen Damen alleine „[1] Da Hermann Ley selbst keine Zeit hatte, regte er seine Frau an, sich um die Politik zu kümmern, die sie dann „ungeheuer fesselte“, sodass sie in den 1920-er Jahren der Deutschen Volkspartei beitrat. 1939 starb ihr Mann, die Mutter eines Sohnes und einer Tochter war auf sich allein gestellt. Nach dem Krieg arbeitete sie wieder als Lehrerin und begann ihre politische Karriere.

Elly Ley zählte zu den „Frauen der ersten Stunde“, das heißt, sie gehörte der ersten Bremischen Bürgerschaft nach Kriegsende als Abgeordnete an. Sie erhielt am 13.10.1946 ihr Mandat als Fraktionsmitglied der Bremer Demokratischen Volkspartei (BDV), der späteren FDP, das sie bis 1963 behielt. Von 1953-55 übte sie das Amt der Bürgerschaftsvizepräsidentin aus und gehörte anschließend vier Jahre dem Vorstand der Bürgerschaft mit beratender Stimme an. Sie arbeitete in den Deputationen für das Bauwesen, für das Wohlfahrtswesen und für Kunst und Wissenschaft mit. Während ihrer 17-jährigen Mitgliedschaft in der Baudeputation als einzige Frau – sie wäre selbst gern Architektin geworden – engagierte sie sich für den Wiederaufbau Bremens. So favorisierte sie Einfamilienhäuser anstelle von Mehrgeschoss- und Hochhäusern, denn „Familien mit Kindern im sechsten Geschoß – das ist sinnlos. Und warum haben wir alle die Schwierigkeiten mit den Kindern? Weil die nicht wissen wohin.“[2]

Im Plenum der Bürgerschaft äußerte sie sich selten, das erste Mal 1948 nach ihrer Rückkehr von einer USA-Studienreise. Dennoch galt sie als streitbare, wortgewandte, kluge und charmante Rednerin, die ihren politischen Gegnern nichts schuldig blieb. Dabei war sie um größtmögliche Objektivität bemüht. So wurde sie nicht nur respektiert, sondern war auch sehr beliebt. „Mich hat die Politik munter gehalten“, sagte sie einmal, was wohl angesichts ihres Elans und ihrer Begeisterung bis ins hohe Alter wahr sein musste.

Außerhalb des Parlaments arbeitete sie ehrenamtlich an führender Stellung in verschiedenen Frauenverbänden mit, in der Sozialpflege und in kulturpolitischen Gremien. So war sie Vorsitzende des Frauen-, Erwerbs- und Ausbildungsvereins (1957-1974), Vorstandsmitglied der Egestorff-Stiftung und Mitglied im Aufsichtsrat der Theater der Freien Hansestadt Bremen. Zusammen mit der CDU-Abgeordneten Elisabeth Loesche (1896-1967) beteiligte sie sich im Rahmen des Bremer Frauenausschusses maßgeblich an der Gründung des Bremer Frauenwohnheims für alleinstehende berufstätige Frauen im Hauptmann-Böse-Weg in Schwachhausen, das 1954 eröffnet wurde.

Im Kondolenzschreiben an die Angehörigen würdigte der damalige Bürgerschaftspräsident Dr. Dieter Klink (1930-2003) Elly Leys Mithilfe, der Gleichberechtigung für die Frauen den Weg geebnet zu haben. Allgemein geschätzt wurde ihr praktischer Sinn und gesunder Menschenverstand, ihre Herzlichkeit und Fröhlichkeit, sowie ihre geistige Regsamkeit.

Christine Holzner-Rabe

Anmerkungen:
[1] Adamietz 1975, S. 158.
[2] Ebd., S. 403.

Literatur und Quellen
Adamietz, Horst: Das erste Kapitel, Bremen 1975.
ders.: Die fünfziger Jahre. Bremer Parlamentarier 1951-1959, Bremen 1978.
Bremer Nachrichten 16.1.1968, 14.1.1978, 21.4.1982.
Nordseezeitung 14.1.1978, 21.4.1982.
Weser Kurier 16.4.1953, 16.1.1968, 14./15.1.1978, 21.4.1982.