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Frauen im Sport (2)

Sportlerinnen aus Bremen

Frauen im Sport, 2.Teil

Fünf sportbegeisterte Bremerinnen waren trotz mancher Benachteiligungen und Verhinderungen im Sport erfolgreich.

in alphabetischer Reihenfolge

Gisela Bentz (1920-2011)

Gisela Bentz (geborene Helmke) war Zeit ihres Lebens beruflich und ehrenamtlich für den Sport tätig.

Seit ihrem 5.Lebensjahr war Gisela Mitglied im Sportverein, dem Turnverein Hemelingen, heute SV Hemelingen und leitete bald auch Sportkurse. Im Ballspielsport war sie so aktiv wie im Geräteturnen, im Volkstanz oder in der Frauengymnastik. Sie wurde Lehrerin, dann Ausbilderin für Sportlehrerinnen und -lehrer und schließlich Professorin für Sportwissenschaft an der Bremer Universität.

Neben der aktiven sportlichen Betätigung von Frauen waren ihr auch die Teilnahme und die Mitgestaltung des Vereinslebens wichtig. Gisela Bentz übernahm eine Vielzahl von Funktionen wie den stellvertretenden Vorsitz in den Bundesausschüssen Frauensport und Breitensport, sie war Vertreterin im Sport- und Verwaltungsrat, Vizepräsidentin des Bremer Landessportbundes und leitete hier das Referat Breiten- und Freizeitsport.

Für ihre Verdienste auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene hat sie viele Ehrungen erhalten wie die Auszeichnung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die Senatsplakette der Freien Hansestadt Bremen und das Bundesverdienstkreuz.

Ihre Errungenschaften im Frauen-, Breiten- und Gesundheitssport wirken auch heute noch. Mit Spielfesten als Großveranstaltungen wurden neue Wege zu sportlicher Aktivität eröffnet. Unter dem Motto des Deutschen Sportbundes Spiel mit – hier spielt sich was ab initiierte Gisela Bentz 1980 den Spieltreff im Bremer Bürgerpark, der immer noch einmal jährlich als großes Spielfest stattfindet.

Leni Fischer-Schmidt (1906-1985)

Leni Fischer-Schmidt (geborene Schmidt) erkämpfte schon früh viele Preise und Auszeichnungen.

Sie war das erste weibliche Vereinsmitglied bei der Bremer Turnvereinigung von 1877 (BTV), erste Leichtathletin und erste Teilnehmerin bei den Olympischen Spielen 1928. Erst 1929 – immerhin 52 Jahre nach der Vereinsgründung – wurden Frauen auch in ihrem Sportverein stimmberechtigt. An den Wahlen zur Bremischen Bürgerschaft konnten sie seit 1919 teilnehmen.

Leni Schmidt erkämpfte viele Preise und Auszeichnungen, wie 1924 den Weltrekord bei der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft im 100 Meter-Lauf. Doch trotz ihrer herausragenden Leistung durfte sie 1924 nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Frauen blieb der Zutritt verwehrt, für sie gab es die „Frauen-Weltspiele“. An den Olympischen Spielen in der Leichtathletik durften sie erstmals 1928 teilnehmen. Leni Schmidt stellte hier in der 200-Meter-Staffel einen weiteren deutschen Rekord auf und gewann mit ihrem Team in der 4-mal-100 Meter-Staffel eine Bronzemedaille.

Selma Grieme (1910-1999)

Selma Grieme (verheiratete Heldenmaier) gewann als Leichtathletin mit sportlichen Höchstleistungen viele Auszeichnungen und höchste Preise.

Sie war bereits mit 7 Jahren Mitglied in einem Sportverein, dem Allgemeinen Bremer Turnverein von 1860. Schon mit 16 Jahren gewann sie ohne Training den 1.Platz der Frauen bei den Bremer Waldlaufmeisterschaften. Sie erinnerte sich später: „Ich lief den meisten Jungen einfach davon.“ Im Fünfkampf (Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung, 100 Meter-Lauf, Speerwurf) erzielte sie die Weltbestleistung, wie auch im Hoch- und Weitsprung. Sie war bei den Frauen-Weltspielen 1930 in Prag und 1934 in London dabei, an den Olympischen Spielen durfte sie erstmals 1932 zwar teilnehmen, konnte aber wegen einer Verletzung nicht antreten. Nach ihrer Heirat 1934 und der Geburt ihres Kindes konnte sie auch an den nächsten Olympischen Spielen nicht mehr teilnehmen.

Bertha Menkens (1896 – 1967)

Bertha Menkens setzte sich für das Frauenturnen und die Gleichberechtigung auch in Turn- und Sportvereinen ein.

Bertha lernte bereits als 17-jähriges Mitglied im Allgemeinen Bremer Turnverein von 1860 (ABTV) dessen fortschrittliche Einstellung zum Frauenturnen kennen. Seit 1918 arbeitete sie als Turn- und Schwimmlehrerin im Bremer Schuldienst, zuletzt an der Kleinen Helle.

Schulturnen ©Familienarchiv H.Hauser

Die 22-Jährige wurde Turnwartin des Gaus Bremen und engagierte sich für die Weiterentwicklung der Sportangebote. Mit der Beliebtheit des Frauenturnens wurden zunehmend auch weibliche Trainer benötigt. So kam es zur Georg-Wichmann-Turnschule, an deren Gründung Bertha Menkens maßgeblich beteiligt war und deren Leitung sie später übernahm. Mit der Ergänzung der Turnangebote um die Leichtathletik wandte sich die Schule bewusst gegen den Trend im Frauenturnen, wonach Frauen im Sport vor allem ihre Weiblichkeit vorführen sollten, rhythmische Gymnastik nach Walzerklängen als Umrahmung der männlichen Sportveranstaltungen wurde immer beliebter. Dagegen achtete Georg Wichmann „auch im Frauen- und Mädchenturnen (auf) zackige und zügige Bewegungen. … Auch die Frau kann nicht immer schwingend und hüpfend und tanzend durchs Leben schreiten.“[1] So ging es im Einsatz für den aktiven Sport um die Ausrichtung des Frauenturnens in Richtung eher tänzerischer Bewegungen oder mehr „sportlicherer“ Übungen.

Es wurden nicht nur Vorturnerinnen ausgebildet, sondern als erklärtes Ziel der Schule sollten die Frauen zu selbständiger Vereinsarbeit und Trainingsleitung befähigt werden, um die Frauen- und Mädchenabteilungen leiten zu können. So entstand ein neuer Berufszweig für junge Frauen. Und über Fragen den direkten Sport betreffend hinaus setzte sie sich – wie auch ihr Turnverein – für die gleichberechtigte Mitbestimmung von Frauen in ihren Turnverbänden ein.

Nach dem 2.Weltkrieg setzte Bertha Menkens ihre Aktivitäten im Frauenturnen fort, als Sportlehrerin an der Kleinen Helle und in ihrem Sportverein. Für ihr langjähriges Engagement wurde sie mit der Ehrenadel des Landesturnverbandes ausgezeichnet.

Margarete Petersen (1919 – 2002)

Marga Petersen war als Leichtathletin erfolgreiche Olympiagewinnerin.

Schon vor ihrer Einschulung war sie Mitglied im Bremer Turn- und Sportverein von 1859. Doch als sie bei einem Sportfest ihrer Schule für eine erkrankte Mitschülerin einspringen musste, entdeckte man ihre Begabung: untrainiert und in Kleid und Stiefeln ist sie „allen davon gerannt“. Als 17-Jährige wurde sie Gaumeisterin in der 4-mal-100 Meter-Staffel. Nach dem 2.Weltkrieg setzte sie ihr Training unter erschwerten Bedingungen fort und wurde 1947 mit ihrer europäischen Jahresbestleistung im 100 Meter-Lauf als erste Frau Sportlerin des Jahres. Auch in den folgenden Jahren erreichte sie Höchstleistungen im 100 Meter-Lauf und in der 4-mal-100 Meter-Staffel, sie wurde Deutsche Meisterin und erhielt als höchste deutsche Sport-Auszeichnungen das „Silberne Lorbeerblatt“. Bei den 15.Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki gewann sie als 33-Jährige mit Weltrekordzeit im Staffellauf die Silbermedaille.

Nach dem Ende ihrer Sportkarriere war sie in der Gemeinschaft der Olympiakämpfer aktiv und in ihrem Sportverein, dem SV Werder.

Regina Contzen, Irmgard Lindenthal
März 2020

Anmerkungen:
[1] Zit.: Stuckmann, Dagmar: Die Neue Frau, in: Bremer Frauenmuseum (Hrsg.): Mit den Stimmen der Frauen, Bremen 2019, S. 68.

Literatur und Quellen:
Bremer Frauenmuseum (Hrsg.): Frauen Geschichte(n), Biografien und FrauenOrte aus Bremen und Bremerhaven, Bremen 2016, zu Gisela Bentz, S.43-45; Leni Fischer-Schmidt, S.116-117; Selma Grieme, S.150-151; Bertha Menkens, S.275-276; Margarete Petersen, S.321-322

Hauser, Hadwig: Arno Kunath – Emanzipation im Frauensport, Brief und mündliche Informationen der Enkelin an die Verfasserin im März 2020

Lindenthal, Irmgard: Frauen im Sport, in: BTV Spiegel Herbst – Winter 2018. Der Sportverein im Stadtteil Peterswerder – für Bremen und umzu, Vereinszeitschrift des BTV 1877, Bremen 2018, S.11-15

Schmitter, Romina: Bin ich gleichberechtigt? Historischer Streifzug zu einem aktuellen Problem, Bremen 2018

Stuckmann, Dagmar: „Die Neue Frau“ – Wandel der Geschlechterrollen im Bremen der Weimarer Republik, in: Bremer Frauenmuseum (Hrsg.): Mit den Stimmen der Frauen, Bremen 2019, S.66-68.