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Cordes, Metta (1815 – 1905)

Metta Cordes, geb. Behrens, wurde als „Mudder Cordes“ berühmt.

21.12.1815 in Bremen – 16.12.1905 in Delmenhorst

Während ihrer Kindheit half Metta in der elterlichen Landwirtschaft in der Bremer Landgemeinde Oberneuland. Sie besuchte die Dorfschule und nahm anschließend eine Haushaltungsstelle an. Als 31-Jährige heiratete sie am 11.5.1846 den 1820 geborenen Bremer Zigarrenmacher Karl Heinrich Cordes. Der Tod ihres Mannes am 30.1.1860 stellte die 45-Jährige und die fünf Kinder vor große existentielle Probleme, denn Sozialversicherungen gab es nicht. Vier Kinder gab Metta Cordes notgedrungen im Waisenhaus ab, mit dem Jüngsten (1858 – 1894) versuchte sie sich durchzuschlagen. Sie eröffnete einen mobilen „Grünkramladen“, spannte sich selbst vor den Gemüsewagen und zog ihn durch die Stadt. Eher schlecht als recht konnte sie ihren bescheidenen Lebensunterhalt verdienen. Als sie mit 46 Jahren nicht mehr die Kraft hatte, den schweren Handwagen selbst zu ziehen und ihre Situation immer hoffnungsloser zu werden drohte, schenkte ihr ein Unbekannter den Hund „Sultan“. Dieses erste Hundegespann Bremens erregte viel Aufsehen und so begann auch der Grünkramladen zu florieren. Die Schlachter versorgten den Hund gratis, bis er nach fünf Jahren treuer Dienste 1866 starb. Ein Zufall half der inzwischen Einundfünfzigjährigen weiter: Die Mitglieder einer „Totenlade“ mussten wegen schlechten Wetters ihren Pfingstausflug absagen und schenkten „Mudder Cordes“ auf Anregung des Küpers Anton Spohler von ihrem Ausflugsgeld den Esel „Anton“. Fast dreißig Jahre zog das Tier den großen Wagen, den sich Metta Cordes nun leisten konnte, fortan durch die Stadt und musste viel über sich ergehen lassen, Neckereien und sogar einen Zusammenstoß mit der Straßenbahn. Das Überseemuseum stopfte ihn nach seiner Einschläferung aus. Mudder Cordes, inzwischen 80 Jahre alt, zog zu ihrer Tochter nach Delmenhorst, wo sie noch zehn Jahre leben konnte.

Im Nachruf auf Metta Cordes vom 19.12.1905 heißt es in den Bremer Nachrichten: „Sie ruht aus von einem Leben voll harter Arbeit.“ Die originelle und beeindruckende Art, wie sie dieses Leben meisterte, verschaffte ihr in Bremen die größte Achtung und Popularität, die schließlich dazu führte, dass ihr ein Denkmal gesetzt wurde.

Mudder-Cordes-Denkmal – Foto: Regina Contzen

In der Knochenhauerstraße steht das Bronzestandbild, das Metta Cordes mit ihrem Esel darstellt. Die Bremer Bildhauerin Christa Baumgärtel schuf es 1987 im Auftrag des Bauunternehmers Karl Engeland, einem Nachfahren von Metta Cordes.
In Bremen Gröpelingen ist im Kleingartengebiet In den Wischen der Mudder-Cordes-Weg nach ihr benannt.

Christine Holzner-Rabe

Literatur und Quellen:
Bremer Nachrichten 19./21.12.1905, 18.3.1934
Engeland, Karl: Erinnerungen an Metta Cordes, Gespräch mit der Autorin, Bremen 2000
Engeland, Claudia: Die Moritat von der Mudder Cordes, unveröffentlichter Text, vorgetragen bei der Denkmalsaufstellung 1987
Gutmann, Hermann/Hollanders, Sophie: Bremen zu Kaisers Zeiten, Bremen 1987
Holzner-Rabe, Christine: Von Gräfin Emma und anderen Em(m)anzen, Bremen 1995, 2004
Weser Kurier 7.4.1951.