Martha Goldberg war eine sozial engagierte Arztgattin, sie wurde vom NS-Regime ermordet.
4.8.1873 in Schwerin – 10.11.1938 in Bremen-Lesum
Martha Sussmann, Tochter des angesehenen Kaufmanns Adolph Sussmann und seiner Ehefrau Bertha, geb. Ahrens, heiratete 1895 den in Soltau geborenen Arzt Dr. Adolph Goldberg (13.2.1860) und zog mit ihm nach Burgdamm, einem Ortsteil der preußischen Gemeinde Lesum, die 1939 in Bremen eingegliedert wurde. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Martha Goldberg war eine aufgeschlossene, aktive, großzügige und soziale Frau. Neben der Führung des Haushalts und der Betreuung der Familie stand sie ihrem Mann als Sprechstundenhilfe, Sekretärin und Buchhalterin zur Seite. Oft begleitete sie ihn bei Krankenbesuchen und kochte für arme und besonders kranke Patienten Suppe. Sie unterstützte das soziale Engagement ihres Mannes und trug so wesentlich zu seinem Erfolg bei. Ihrer patriotischen Gesinnung folgend unterschrieb Martha Goldberg im Ersten Weltkrieg die Spendenaufrufe des „Flottenbundes Deutscher Frauen für Vegesack und Kreis Blumenthal“. Nach der Machtantritt der Nationalsozialisten und den Boykottaufrufen gegen Juden seit April 1933 geriet das vormals in die Gemeinde völlig integrierte und hochgeachtete Ehepaar, das zu den Honoratioren Burg-Lesums zählte, in zunehmende und am Ende in völlige Isolation. Die beiden Töchter Käthe und Gertrud emigrierten rechtzeitig, die Eltern hingegen konnten sich eine persönliche Gefährdung nicht vorstellen.
Martha Goldberg war eines der fünf jüdischen Opfer, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November, der „Reichskristallnacht“, ermordet wurden. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie von dem ihnen völlig unbekannten SA-Scharführer August Frühling erschossen. Der ehemalige Schiffsingenieur und Betriebsleiter wurde nach dem Krieg zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, jedoch vorzeitig begnadigt.
Das Grab Martha und Adolf Goldbergs befindet sich auf dem Ritterhuder Friedhof. Seit 1982 erinnert das große Mahnmal am Landherrenamt an das Ehepaar Goldberg (siehe Selma Swinizki). Seit 1985 ist ein Platz mit einem Gedenkstein in Bremen-Burg als „Goldmann-Platz“ benannt. Zu Ehren Martha Goldbergs trägt das Kindertagesheim der jüdischen Gemeinde Bremen an der Schwachhauser Heerstraße seit 1997 ihren Namen. Seit 2005 erinnern zwei „Stolpersteine“ an der Bremerhavener Heerstraße 18, wo das Wohnhaus mit der Arztpraxis stand, an die beiden Opfer.
Christine Holzner-Rabe
Literatur und Quellen:
Brinkhus, Jörn, in: Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Die Novemberpogrome 1938 im Land Bremen, Bremen 2013.
Holzner-Rabe, Christine, in: Cyrus, Hannelore u.a. (Hrsg.): Bremer Frauen von A bis Z, Bremen 1991, S. 446 f.
Dies.: Von Gräfin Emma und anderen Em(m)anzen, Bremen 1995, 2004, S. 90-92.
Rübsam, Rolf: Sie lebten unter uns, Bremen 1988, S. 14-50, 104-119.
Schwarzwälder, Herbert: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. IV, Hamburg 1985, S. 317 f.
Der Senator für Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen (Hrsg.): „Reichskristallnacht“ in Bremen, Bremen 1988.